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Ein Interview zu den Bienen

Lesson 9 Module 3

Mitte 2020 führten wir ein Interview mit Prof. Dr. Robert Paxton zu dem Thema Viren bei Bienen und anderen Gefährdungen. Dabei ging es ebenfalls um Parallelen zwischen dem Corona Virus und Krankheiten bei Bienen.

Robert Paxton ist Professor für allgemeine Zoologie an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg. Seit Jahren erforscht er das Leben der Bienen, deren Bedrohung durch Viren und die Ausbreitung der Varroa-Milben. Ursprünglich aus England war Robert Paxton an Universitäten in Deutschland und Schweden, seit 2010 ist er in Halle.  
Wenn ihr mehr über ihn und seine Arbeit wissen wollt, dann schaut gerne auf seiner Seite vorbei: 


Wann ging es denn in Großbritannien mit Varroa los? 

1992 gab es die ersten Meldungen im Südwesten, in Devon, und südlich von London. Beides wurde gleichzeitig gemeldet, deshalb ist es wahrscheinlich, dass Varroa schon etwas früher da war aber nicht bemerkt wurde. In Wales, in Schottland und in Nordirland gab es die Milbe dann am Anfang nicht, inzwischen ist sie aber überall. 

Damit ist es also schwieriger geworden die Bienen zu überwintern? 

Es ist schwieriger geworden die Bienen gesund zu erhalten. Die Varroa-Milbe selbst saugt Hemolymph (Anm.: Das „Blut“ der Bienen) und Fett von Erwachsenen Bienen im Winter und von den Puppen im Sommer. Dabei werden auch Viren übertragen. Heute wissen wir, dass vor allem der Krüppelflügel-Virus übertragen wird, aber auch viele andere Viren. Er kommt am häufigsten vor und belastet die betroffenen Bienen sehr stark. Die betroffene Biene überlebt mit dem Virus nicht lange. 

Aber der Bestand der Honigbiene geht ja nicht zurück, sondern wächst sogar. Was ist also das Problem? 

Es ist sehr schwierig gegen die Varroa-Milbe zu kämpfen. Es gibt zwar Mittel, die sind aber alle nicht zu 100 Prozent wirksam. Bei einigen Mitteln entwickeln sich auch Resistenzen. Man kann die Milbe also nie ganz aus einem Volk entfernen. Man könnte sich eine Züchtung vorstellen, bei der die Bienen gegen die Milbe oder die übertragenen Viren resistent sind. Eine schwedische Forschungsgruppe hat Honigbienen, die auf Gotland mit Varroa leben, untersucht. Diese Bienen haben eine bessere Toleranz gegen die Viren. 

Momentan müssen die Imker also viel mehr Schwärme aufziehen als früher, damit der Bestand stabil bleibt.  

Vor ein paar Jahren hatten auch wir im Winter die Hälfte unserer Völker verloren. Es ist viel mehr Arbeit geworden als vorher. Früher hatte man vielleicht 10 Prozent an Winterverlusten. Heute kann man viel mehr Bienen kaufen, es gibt wohl viele Imker die wissen, dass sie Geld verdienen können, wenn sie Jungvölker produzieren. 

Woran lag denn die schnelle Verbreitung des Krüppelflügelvirus bei den Bienen? 

Anhand von genetischen Daten wurde belegt, dass das Krüppelflügelvirus wahrscheinlich aus Europa kommt und dort schon immer manchmal aufgetreten ist. Mit Varroa hat es sich geändert, jedes Volk in Deutschland hat wohl das Virus, wahrscheinlich auch alle Völker in ganz Europa und Nordamerika. Kein Volk ist frei vom Krüppelflügelvirus. Es ist schnell nach Nordamerika, nach Asien, nach Neuseeland und Afrika gegangen. Dabei ist die Quelle wahrscheinlich Europa. Warum? Zu viele Menschen verkaufen und verschicken Bienen und fliegen selbst Tausende von Kilometern. Diese schnelle Ausbreitung ist ein Produkt der modernen Gesellschaft und unseres Wirtschaftssystems. 

Ursprünglich kam die Varroa-Milbe aus Asien, wohl aus dem Osten der damaligen Sowjetunion. Bienen wurden aus Bulgarien nach Kamkatschka (Anm.: Stadt im östlichen Russland) geschickt und sind dort ungefähr 50 Jahre geblieben. Dann sind einige Völker in den späten 50er Jahren zurückgebracht worden. Damit fängt es mit Varroa an. Denn in Asien kommt eine Bienenart vor in der die Milben heimisch und unschädlich sind. 

Jetzt gibt es ja nicht nur die Honigbiene. Die Wildbienen sind stärker gefährdet, oder? 

Ja ich denke schon. Bei den Wildbienen spielt vor allem der Habitatverlust eine Rolle, das bedeutet der Verlust von Pollen und Necktarquellen und der Verlust von Nistmöglichkeiten. Dieser Verlust von Nistressourcen und Blütenressourcen ist wahrscheinlich die Hauptursache für das Sterben von Wildbienen. 

Honigbienen scheinen etwas toleranter gegenüber Pestiziden zu sein. Es ist klar, wenn man zu viele Pestizide verwendet, dann stirbt ein Volk. Unter normalen Bedingungen ist es eine offene Fragen, einige Wissenschaftlicher sagen ja, einige nein was den Einfluss von Pestiziden angeht. Ich bin eher in der Mitte und schaue die Daten an und würde sagen, es ist unklar. Bei den Wildbienen scheint es klar, dass Pestizide eine Rolle beim Verlust spielen. Allerdings ist es auch dort schwierig die Pestizide, von einer allgemeinen Intensivierung der Landnutzung zu trennen. Die großflächigen Felder mit wenig Unkraut und Blumen an der Seite spielen auch eine Rolle. Blühstreifen können dabei ein bisschen helfen. 

 

von Marco Elischer 

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